Skulptur / Interventionen: Kristof Georgen

Skulptur (Interventionen)

1996 - 2001
diverse Materialien

Die Mitte Stuttgarts, 1996
Gips, 115 x 45 x 480 cm, Konrad Adenauer Straße Stuttgart; 08.11. – 18.11.96 (zerstört);
70173 - Stadtprojekt Stuttgart

184. Auflage 1974, 2001
Filzmatte, Diercke Schulatlas, Tonpapiere, Absperrpfosten, Seil, Blechschild; Maße variabel
7 up, Janco-Dada-Museum, 2001

everybody is a star / o. T. ( Fußball ), 1997 / 1998
Aluschild und Betonhohlguß (Fußball), d 21 cm; variabel installiert
dissens, 14-1 Galerie, Stuttgart, 1998; Galerie pro arte – Ulmer Kunststiftung, Ulm, 1998

privat / öffentlich, 1999
Prospekthalter, Kopien, vorhandenes Inventar (Stühle); Maße variabel
Ehemaliges Leichenhaus, Pragfriedhof Stuttgart

warte, 1998
Auflage: 6 Exemplare, Folienschrift auf Forex, 23,5 x 42 cm
Städtische Galerie Backnang – turmschulhaus, 1998; Galerie pro arte – Ulmer Kunststiftung, Ulm, 1998

Die Mitte Stuttgarts
Die Mitte Stuttgarts
Die Mitte Stuttgarts, 18.11.96
184. Auflage 1974
184. Auflage 1974
everybody is a star
everybody is a star
everybody is a star
everybody is a star
privat / öffentlich
privat / öffentlich
warte, 1998

Die Gruppe Skulptur (Interventionen) zeigt Arbeiten aus den Jahren 1996 bis 2001 und besteht aus Skulpturen, die im Kontext öffentlicher Räume entstanden sind.

Die Mitte Stuttgarts
Der Schloßplatz Stuttgarts gehört zu den zentralen historischen Orten der Stadt. In seiner Form und seinem Bestand ist er festgeschrieben und kulturell geschützt. Seine Gestalt ist stummes Zeugnis unserer Kulturgeschichte. Im Zentrum des Platzes steht die Jubiläumssäule von 1841, zu Ehren des "treuesten Freundes seines Volkes Koenig Wilhelm dem vielgeliebten..." erbaut. Die Stände Württembergs haben ihm dieses politische Denkmal gewidmet. Es steht im Kontext der Denkmalarchitektur des 19. Jahrhunderts. Die Flächen des Sockels sind mit Bronzetaefeln bestückt, die die Huldigung beider Ständekammern sowie drei durch Wilhelm geführte Kriege darstellen. An den Ecken befindet sich jeweils eine allegorische Figur. Mit einigen Metern Abstand ist um den quadratischen Sockel über Granitpfeiler eine gußeiserne Kette gespannt. Eine Seitenlänge dieser Absperrung ist ca. 10 Meter lang, bestehend aus zwei Ketten und drei Pfeilern. Eine Kette hat 37 Kettenglieder, die je 15,5 cm x 6,5 cm 1,5 cm groß sind und je einen Dorn an den Längsseiten besitzen. Die Kopie einer Kette und ihrer zwei Pfeiler wurde ca. 200 m entfernt jedoch nicht in unmittelbarer Sichtweite des Originals an der Konrad Adenauer Straße installiert. Der Gehweg verbreitert sich dort nach westlicher Richtung und ist durch einen Grünstreifen zur 6-spurigen Straße hin getrennt.

184. Auflage 1974
Auch die Weltkarte, die Kristof Georgen inmitten eines kreisrunden Filzfeldes aufschlägt, ist nutzlos und unbrauchbar geworden und besitzt nur noch historische Relevanz. Im geometrischen Grundraster der Welt, im Gitter von Koordinaten und Maßen fehlen die Intarsienteile der jüngsten politisch motivierten territorialen Verschiebungen. Diese Weltkarte ist Teil des in Deutschland legendären Diercke-Schulatlanten, der den Geographie-Unterricht zahlloser Schülergenerationen über Jahre hinweg begleitete. Ein schwergewichtiges Standardwerk, an dem sich auch Kristof Georgen nicht nur mühevoll abschleppte, sondern über dem er auch gelegentlich seinen Träumen in ferne Länder nachhing. Für den Konzeptkünstler, der in seiner Kunst über die Fragwürdigkeit kultureller Prägungen, Festschreibungen und Ordnungssystemen in der vieldeutigen Verknüpfung von Bild und Sprache nachsinnt, meint diese museale Präsentation seines eigenen Schulatlanten jedoch mehr als nur eine historisch gewordene Kindheitserinnerung. Denn die Verbindlichkeit eines globalen eurozentrisch vereinheitlichten Weltbildes gibt sich hier in einem instabilen Ensemble der Auflösung. Territoriale Grenzziehungen, dargeboten in einer farbigen Heterogenität die ihre Logik nicht verrät und hinter der wohl mehr als der pädagogische Ansatz des Veranschaulichens zu vermuten ist, spiegeln sich in einer vergleichbar bunten Ansammlung von Tonpapieren. Handelsüblich vorgefertigt bilden sie den Untergrund für Schreibanlässe in jeder Lebenslage. Beispielhaft erscheint hier Farbe und ihre Zuordnung entlarvt als relative Setzung in einem übergeordneten Bild des Wandels. Denn die vermeintliche Unantastbarkeit eines geschlossenen Systems und seiner abgrenzenden Leitlinien gibt sich geöffnet, verknotet und derangiert und deutet auf die zunehmend unhaltbare Vorstellung repräsentierbarer, abgrenzender, in sich geschlossener Kulturen mit festen Identitäten. ( aus: Rita E. Täuber 7up- Positionen und Perspektiven )

privat / öffentlich
Privat / öffentlich ist eine ortsspezifische Arbeit, realisiert für die Ausstellung "alles hat seine Zeit" im ehemaligen Leichenhaus auf dem Pragfriedhof Stuttgart 1999. Die Ausstellung war Teil einer umfassenden Veranstaltung zum Thema Totenkult und dem Stellenwert des Friedhofs als Teil des städtischen Raumes. Die konzeptuelle Arbeit privat / öffentlich von Kristof Georgen, bestehend aus den Elementen Raum, Stühle (aus vorhandenem Inventar entnommen) und zweierlei Handzettel ist konzeptuell und diskursorientiert. Mit der offensichtlichen Möglichkeit der Nutzung dieser Elemente zur Diskussion kann der Besucher sich setzen, schreiben, nachdenken, diskutieren.