Defekt basiert auf dem 11. Kapitel ('Sirenen') aus Ulysses von James Joyce. Während Leopold Bloom gegen vier Uhr nachmittags unterwegs ist, finden an der Bar im Ormand Hotel geschwätzige Konversationen über die Tagesereignisse statt, so auch die Affäre, die Molly Bloom um Vier Uhr mit Blazes Boylan haben wird.
Konstanter Perspektivenwechsel, Irritationen und das Motiv der Musik (Sirenen) stehen im Mittelpunkt dieses 11. Kapitels des Romans. Defekt (Komposition: Sarah Nemtsov / Regie: Kristof Georgen) zeigt den Protagonisten Leopold Bloom in der Besetzung des Countertenors Bernhard Landauer. Als "gestrandete" Figur taucht er hinter einer Mülltonne auf und ist mit einem Übermaß an äußeren Reizen konfrontiert. Er ist ständig begleitet von einer "inneren Stimme" (Einspielungen per Diktiergerät), die ihm scheinbaren Halt gibt, die aber auch für seine Rastlosigkeit und seine Abhängigkeiten in einem Netz aus Verkettungen von Gegebenheiten steht.
Gegenüber einem emotionalen Ausgeliefertsein stehen "Koinzidenz" und "Erinnerung", die in der Inszenierung durch den Einsatz einer zweiten Hauptfigur thematisch ins Spiel gebracht werden. Figur 2, in der Besetzung des Schauspielers Thomas Hupfer, sitzt ruhend auf der Treppe, selbstbewusst versunken in eine ganz eigene andere Welt, lachend und zugleich teilnahmslos.
Im zweiten Teil der Inszenierung entdecken beide Figuren in Form eines Zeitsprungs gemeinsame zurückliegende Erlebnisse. In einer dritten Phase findet ein erneuter Perspektivenwechsel statt, der den Protagonisten per innerem Monolog in die Erzählperspektive führt.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Inszenierung verbindet ausgewählte Textfragmente aus dem 11. Kapitel aus Ulysses mit Alltagsbeobachtungen, die kommunikative Unzulänglichkeiten und menschliche Ignoranz thematisieren. So stellt die Inszenierung nicht nur die Frage nach der eigenen Identität, sondern ebenso nach dem Verhältnis von gesellschaftlichen Prägungen und eigenen Befindlichkeiten.
Es spielt das oenm: Michael Krenn (Saxofon), Arabella Hirner (Schlagwerk), Alexander Bauer (Klavier), Christian Junger (Kontrabass)
Taschenopernfestival 2015 Sirenen
Eine Koproduktion von Klang21 mit der ARGEkultur Salzburg in Zusammenarbeit mit dem oenm österreichisches Ensemble für neue Musik.
Leitung: Thierry Bruehl, Cay Bubendorfer / Musikalische Leitung: Juan García Rodríguez / Bühne: Theresa Gregor / Kostüme: Lisa Nickstat / Licht: Micha Beyermann / Klangregie: Hannes Lichtenfels / Mitarbeit: Leitung Kalo Mackinger, Sandra Quell
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